Beweglicher dank elektrischer Impulse

Mehr Mobilität durch Funktionelle Elektrostimulation (FES)

Bei den meisten Menschen ist Gehen ein automatisierter Vorgang. Ist man von einer Fußheberschwäche betroffen, kann man also seine Fußspitze beim Gehen nicht mehr anheben, wird jeder Schritt zu einer Herausforderung. Die Folge sind meist ein verkleinerter Aktionsradius sowie eine erhöhte Sturzgefahr. Je nach Ausprägung kann eine Fußheberschwäche dann zu Einschränkungen im Alltag führen, da die betroffenen Personen weniger mobil sind. Um den eingeschränkten Bewegungsradius und die Lebensqualität wieder zu erhöhen, stehen glücklicherweise diverse Hilfsmittel zur Verfügung wie die Funktionelle Elektrostimulation (FES). Mit dieser und einer gezielter Physiotherapie besteht eine gute Möglichkeit, aktiv zu werden und auch zukünftig zu bleiben.

Ursachen einer Fußheberschwäche

Eine Fußheberschwäche (Peroneusparese oder Fußheberparese) tritt dann auf, wenn der Peroneusnerv, der für das Anheben des Fußes verantwortlich ist, beschädigt wurde. Vom unzureichenden Anheben des Fußes bis zum kompletten Ausfall reichen die möglichen Folgen: Das Signal kann nicht weitergegeben und der Fuß dadurch nicht angehoben werden. Ursachen liegen in einer Schädigung des zentralen Nervensystems, die die motorischen Bahnen zum betroffenen Bein beeinträchtigt. Auslöser können beispielsweise ein Schlaganfall, eine Rückenmarksverletzung oder ein Schädel-Hirn-Trauma sein. Tumore, Blutungen oder Entwicklungsstörungen kommen ebenfalls als Ursache infrage, aber auch Nervenerkrankungen wie Multiple Sklerose können zu einer Fußheberschwäche führen.

Wie verändert sich der Gang bei Fußheberschwäche?

Ein charakteristisches Merkmal ist der sogenannte „Steppergang“. Hierbei wird der betroffene Fuß höher angehoben als üblich, um das Schleifen der Zehen über den Boden zu vermeiden. Oder es kommt zu einer verstärkten Knie- und Hüftbeugung während des Gehens um den betroffenen Fuß leichter vom Boden abzuheben. Auch eine vermehrte Körpervorbeugung ist möglich, um den Schwerpunkt nach vorne zu verlagern und die Wahrscheinlichkeit von Stürzen zu reduzieren. Insgesamt führen diese Anpassungen im Gangbild dazu, dass Menschen mit Fußheberschwäche energieintensiver und unsicherer gehen, ihre Gehstrecken kürzer werden und der davor benötigte Energieaufwand größer. Physiotherapie und gezielte Übungen können helfen, die Muskelfunktion zu verbessern und das Gangbild zu stabilisieren.

Funktionelle Elektrostimulation (FES)

Die Funktionelle Elektrostimulation ist eine Therapie, bei der elektrische Impulse eingesetzt werden, um Muskeln in Bewegung zu bringen: Dort, wo der Körper selbst den Impuls über die Nervenbahn nicht mehr geben kann, wird dieser künstlich ersetzt, um Bewegung auszulösen.

Funktionelle Elektrostimulationssysteme können dabei helfen, verloren gegangene Bewegungsmuster neu zu erlernen und stellen so eine wertvolle Ergänzung zur zusätzlichen Therapie dar. Dazu wird eine Manschette am Unterschenkel fixiert, die Signale über den Peroneusnerv an die bei der Hebung des Fußes beteiligten Muskeln sendet. 

Diese Manschette ist quasi eine Art Schrittmacher für den Fuß. Sie kann das Gehen erheblich erleichtern und dabei helfen, Kräfte zu schonen, da die Bewegungen natürlicher werden. 

FES ermöglicht darüber hinaus ein gleichmäßigeres, sichereres Gangbild. Betroffene fallen nicht mehr so stark in eine Schonhaltung. Dies entlastet Rücken und Hüfte und reduziert die Gefahr für Folgeschäden. Im gleichen Zug werden Gangsicherheit, Geschwindigkeit, Schrittlänge und Ausdauer positiv beeinflusst.

Die Elektrostimulation ist allerdings nur für einige Fälle der zentralen Fußheberschwäche geeignet. Zudem ist es wichtig, dass der Peroneusnerv intakt ist. Die genaue Platzierung der Elektroden und die Einstellungen des Gerätes werden dabei individuell auf die Bedürfnisse jedes Kunden angepasst. Die Manschette ist unter der Kleidung besonders unauffällig.

Die Vorteile

  • Verbesserung der Mobilität: FES kann dazu beitragen, gelähmte oder geschwächte Muskeln zu aktivieren, was die Bewegungsfähigkeit und das Gehen erleichtern kann.
  • Stolperstopp: Die funktionelle Elektrostimulation regt die Nerven an, den Fuß beim Gehen anzuheben, und zwar genau im richtigen Moment. Das  sorgt für ein sicheres Auftreten trotz Fußheberschwäche.
  • Muskeltraining/Verhindern von Muskelschwund: Durch eine regelmäßige Anwendung können Muskelkraft und -ausdauer verbessert und der Abbau von Muskelmasse in den inaktiven Muskeln verhindert werden.
  • Linderung der Schmerzen: Die Aktivierung von Muskeln kann helfen, Schmerzen zu reduzieren, die durch Nichtnutzung oder Muskelverspannungen verursacht werden.
  • Steigerung der Lebensqualität: Durch die Verbesserung der Mobilität und einer Steigerung der Unabhängigkeit, kann FES die Lebensqualität des Nutzers erheblich verbessern.

Unser FES-Gerät und Service

Bioness – L300 Go/Go Plus

Das L300 Go-Fußheber-System arbeitet mit einer 3D- Bewegungserkennung und passt sich der Gangdynamik perfekt an. Bei einer zusätzlichen Schwäche der Oberschenkelmuskulatur bietet das L300 Go Plus eine bessere Kniekontrolle und zusätzliche Stabilität. Die Oberschenkelmanschette stimuliert die relevanten Nerven und Muskeln des Oberschenkels zielgenau.

  • Ergonomische Beinmanschette: besonders leicht anzulegen 
  • Barfußlaufen möglich 
  • Für Kinder und Jugendliche erhältlich
  • Bequeme, leichte Stimulations-Manschette
    Die Beinmanschette ist ein kleines, leichtes Gerät, das genau unter das Knie passt und Elektroden enthält, die die Nerven und Muskeln stimulieren. Eine intelligente 3D-Bewegungserkennung gibt exakt zum richtigen Zeitpunkt den Stimulationsimpuls ab.
  • Eine App kann das Fußhebersystem steuern und misst Ihre Aktivität. 

Bei weiteren Fragen zum Thema Funktionelle Elektrostimulation oder zu unseren Produkten und Dienstleistungen, kontaktieren Sie uns gerne. Wir unterstützen Sie auf Ihrem Weg zu mehr Mobilität und einer verbesserten Lebensqualität.

Alternative: Maßgefertigte dynamische Fußorthesen

Für Menschen mit Herzschrittmacher, Defibrillator oder elektrischen Implantaten, Krebserkrankungn, lokalen Verletzungen oder Hämatomen ist FES leider nicht geeignet. Eine mögliche sehr gute Alternative können maßgefertigte dynamische Fußheberorthesen bieten. Diese Orthesen werden erfolgreich zur Versorgung von Menschen mit einer dauerhaften Fußheberschwäche eingesetzt. Die individuell gefertigte Faserverbund-Konstruktion der Orthese ermöglicht dem Patienten eine längere Belastungsphase auf dem beeinträchtigten Bein. Dadurch werden die Schrittlänge und die Schrittfrequenz verbessert. Die Fußhebung und Unterstützung beim Zehenabstoß bewirkt ein natürliches und dynamisches Gangbild, die Sturz- und Stolpergefahr sinkt.

  • Individuelle Maßanfertigung
  • Gute Balance und Sicherheit beim Stehen und Gehen
  • Verbesserung der Abrollbewegung

FAQ – Ihre Fragen zum Thema FES

Wie ermöglicht FES Körperbewegungen?

Das Gehirn sendet elektrische Signale über das Nervensystem an den Körper. Aufgrund dieser Signale weiß der Köper, wie er sich bewegen soll. Ist diese natürliche Kommunikation zwischen Gehirn und den unteren Extremitäten unterbrochen, sei es durch Verletzungen oder Krankheiten, können Muskelschwäche oder Lähmungen die Folge sein. Ist ein Muskel und seine Nervenverbindung gesund, die Kommunikation kann aber nicht erfolgen kann, weil ein Problem mit dem zentralen Nervensystem vorliegt, kann FES diese natürlichen elektrischen Signale ersetzen. Auf diese Weise können schwache oder gelähmte Gliedmaßen wieder bewegt werden.

Welche Vorteile bietet FES bei Lähmungen oder Parese (teilweiser Bewegungsverlust)?

FES kann die Bewegungen verbessern und ein Umlernen der Muskulatur bewirken. Darüber hinaus kann Muskelatrophie vermieden, der Bewegungsradius verbessert und der lokale Blutkreislauf gestärkt werden.

 

Für wen kommt FES in Frage?

Wenn Sie aufgrund eines Schlaganfalls, eines Schädel-Hirn-Traumas oder einer Rückenmarksverletzung Lähmungen oder Paresen haben, könnte FES für Sie in Frage kommen. Um eine mögliche Nutzung abzuklären, wenden Sie sich an Ihren Arzt.

Für wen kommt FES nicht in Frage?

Obwohl elektronische Fußhebersysteme für viele Menschen eine erleichternde Technologie darstellen, sind sie doch nicht für jeden geeignet. Folgende Kontraindikationen sind zu beachten und bedeuten, dass FES für diese Personengruppe nicht die geeignete Lösung darstellt:

  • Herzschrittmacher, Defibrillator, elektrische Implantate
  • Metallimplantate direkt unter den Elektroden
  • Krebserkrankung 
  • Lokale Verletzungen 
  • Hämatome

    Ist FES schmerzhaft?

    Nein, FES sollte nicht schmerzhaft sein. Viele Nutzer erleben damit ein prickelndes Gefühl. Unsere Fachleute ermitteln den für Sie passenden Stimulationsgrad und legen daraufhin die graduelle Steigerung der Intensität fest. Es gibt mehrere Ursachen, die die individuelle Verträglichkeit von FES beeinflussen, wie beispielsweise die Größe der Elektroden sowie ihre Position, der angewandte Impuls, die stimulierten Muskelgruppen und die Stimulationsintensität. Die großen angepassten Elektroden des L300 Fußhebersystems helfen bei der Reduzierung möglicher unangenehmer Empfindungen durch die Stimulation.

    Wann ist der optimale Zeitpunkt, um mit der Anwendung von FES zu beginnen?

    Vor dem Beginn der Rehabilitationstherapie sollten Sie mit Ihrem Arzt oder Physiotherapeuten sprechen. Meist kann FES schon recht bald nach einer Verletzung oder der Diagnose angewandt werden. Studien belegen, dass der frühzeitige Einsatz von FES optimale Vorteile oder Funktionsverbesserungen ermöglicht. Aber auch bei Patienten, deren Verletzungen mehr als ein Jahr zurückliegen, können Verbesserungen durch die Nutzung entstehen.

    Wer übernimmt die Kosten von FES?

    Das elektronisch gesteuerte Fußhebersystem wird bei erfolgreicher Erprobung bei der Krankenkasse beantragt und die Kosten können von dieser übernommen werden. Zusätzlich erstellen wir eine ausführliche orthopädietechnische Dokumentation über Ihre Fortschritte mit dem Fußhebersystem und stellen diese bei Bedarf der Krankenkasse oder dem medizinischen Dienst zur Verfügung.